• Stefan Kühn: Langfristiger Ertrag diverser Anlageklassen und der Einfluss der Inflation!

    Langfristige Entwicklung unterschiedlicher Anlageklassen in nominalen und realen Werten – Zersetzende Kraft der Inflation!

    BildEigentliche Ertragstreiber sind reinvestierte Dividenden und Couponzahlungen! Beachtung von Kosten und Steuern ist wichtig!
    „Wir haben bereits die zersetzende Kraft der Inflation auf das Bargeld dargestellt. In diesem Beitrag wollen wir die langfristige Entwicklung von Anlageklassen unter Berücksichtigung von Inflation (Nominalwertbetrachtung) und unter Ausrechnung der Inflation (Realwertbetrachtung) betrachten. Besonders interessant ist dabei die Identifikation der ,wahren‘ Ertragstreiber von verschiedenen Anlagen und wieso tiefe Zinsen den Schweizerfranken zur global stärksten Währung machen!“ erläutert Stefan Kühn die Zielrichtung dieses Beitrags.

    Wesentliche Anlageklassen im Überblick
    „Zuerst betrachten wir die wesentlichen Anlageklassen und beginnen mit den kurzfristigen Anlagen.
    Dazu gehören Bargeld, Tagesgeld, Festgeld, Sparguthaben, Geldmarktfonds und Schatzwechseln mit bis zu 12 Monaten Laufzeit.
    Diese Anlageklasse weist das niedrigste Risiko auf, aber gleichzeitig auch die geringste Rendite. Sie ist deshalb besonders verletzlich gegenüber den Effekten der Inflation! So verliert z.B. Bargeld (das ja zinslos ist) innert 10 Jahren bei einer Inflation von 2% 18% an Kaufkraft!“ legt Stefan Kühn dar.

    Anleihen
    Die nächste Anlageklasse sind Anleihen, auch festverzinsliche Werte oder Renten genannt.

    Dazu gehören Staatsanleihen, Pfandbriefe, Unternehmensanleihen, Wandelanleihen und als neues Instrument inflationsgesicherte Anleihen. Die wichtigsten Risikofaktoren bei Anleihen sind Verzinsung (Coupon), Laufzeit, das Bonitätsrisiko des Emittenten (Schuldners) und die Währung. Dabei kommen kurzlaufende Staatsanleihen höchster Bonität (Rating: AAA bis AA) einem risikofreien Investment ziemlich nahe.

    Aktien
    Aktien sind Anteile an börsennotierten Unternehmen, die typischerweise Dividende zahlen. Aktienkategorien sind ,Standardwerte‘ (Blue Chips), Nebenwerte (,Small caps‘), Value-Aktien (Substanzwerte), Growth-Aktien (Wachstumswerte) und Schwellenländeraktien.

    Zusätzlich können Aktien noch nach Branchen, Ländern oder Regionen unterschieden werden.

    Immobilien

    Eine zentrale Anlageklasse sind Immobilien. Hierzu gehören Direktanlagen und indirekte Investments in Immobilienaktien für Wohnimmobilien und Gewerbeimmobilien im In- und Ausland.

    Der Ertrag von Immobilien ist allerdings schwer zu messen, weshalb wir hier auf eine Berücksichtigung verzichten. Ihr Wert für eine inflationsausgleichende, reale Wertverehrung wird aber nicht bestritten!

    Rohstoffe
    Auch Rohstoffe erscheinen hier nur der guten Ordnung halber, denn Investments in Rohstoffe sind für Privatanleger – mit Ausnahmen von Edelmetallen – aufgrund der erforderlichen Lagerung kaum möglich. Auch weisen indirekte Rohstoffinvestments (z.B. über Futures in Fonds) spezifische Probleme auf, die den Anlageerfolg trüben können!) Allerdings wäre hier ein Investment wünschenswert, weil viele Inflationsschübe ja durch einen Anstieg von Rohwarenpreisen ausgelöst werden! Eine Anlage in Rohwaren wäre also eine gute Absicherung (Hedge) gegen diese Preisanstiege!

    Zu den Rohstoffen zählen unter anderem Öl, Erdgas, Kohle, Edelmetalle, Agrargüter, Baumwolle und Holz!“ schließt Stefan Kühn seinen Rundgang durch die Anlageklassen ab.

    Langfristige Effekte der Inflation
    Für unsere Analyse betrachten wir die kumulierte Gesamtrendite aus Aktien, Obligationen, Schatzwechseln und Inflation von 1900 bis 2016 in der Schweiz. Die Schweiz deshalb, weil dieses Land in der beobachteten Zeitperiode die tiefste Inflationsrate entwickelter Volkswirtschaften aufwies! Inflation war in den letzten 117 Jahren ein zentraler, wenn auch negativer Treiber beim nominalen Vermögensaufbau und es ist sinnvoll die erreichten nominalen Anlagerenditen in einem 2. Schritt, um den Inflationseffekt zu bereinigen! Das wird zu überraschenden Resultaten führen – so viel sei schon jetzt verraten.

    Die Schweiz weist im beobachteten Zeitraum die weltweit niedrigste Inflationsrate aus, gefolgt von den Niederlanden und den USA. Die annualisierte Inflationsrate der Schweiz betrug 2,2% gegenüber 2,9% in den USA!“ analysiert Stefan Kühn.

    Mächtiger Effekt der Aufzinsung
    Diese scheinbar kleine Differenz führte wegen der Kraft der Aufzinsung dazu, dass die Schweizer Verbraucherpreise im betrachteten Zeitraum um das 12-fache stiegen, während die US-Verbraucherpreise um das 28-fache anstiegen. Die nächsten Nachbarn der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich, waren hingegen allesamt Hochinflationsländer. Deutschland hatte die höchste Inflationsrate mit einem Preisanstieg um das 209-fache. Grund dafür ist die dramatische Hyperinflation von 1914 bis November 1923, die wohl dramatische Geldentwertung der Industrieländer!“ so Stefan Kühn.

    Exkurs: Hyperinflation in Deutschland 1922/23

    Mit dem Ende des 1. Weltkrieges 1918 hatte die Mark bereits offiziell mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Auf dem Schwarzmarkt lag der Kurs sogar noch wesentlich höher. Eigentliche Ursache, der schon ab 1919 beginnenden Hyperinflation war, die massive Ausweitung der Geldmenge durch den Staat in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, um die Staatsschulden zu beseitigen. Im Januar 1920 hatte die Mark gegenüber dem US-Dollar nur noch ein Zehntel ihres Wechselkurses vom August 1914. Um die Streikenden bei Laune zu halten, wurden ihnen entsprechende finanzielle Hilfen ausgezahlt bei gleichzeitiger Verknappung des Güterangebots. Die Mark entwertete sich dadurch immer schneller (,zu viel Geld jagt zu wenige Güter!‘). Damit begannen die Monate der Hyperinflation, die noch Generationen von Deutschen als Beispiel für die Schrecken einer Inflation verfolgten. Die Löhne wurden täglich ausbezahlt und mussten sofort konsumiert werden, weil die Preise im Stundentakt stiegen! Immer schneller vervielfachte sich die Abwertung gegenüber dem US-Dollar, bis schließlich im November 1923 der Kurs für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark entsprach. Im Dezember 1923 wurde der Goldpreis auf 86,81 Billionen Mark pro Feinunze fixiert! Währungstechnisch wurden die Inflation und die damit verbundenen Spekulationen am 15. November 1923 durch die Ablösung der Papiermark mit Einführung der Rentenmark (wertgleich mit der späteren Reichsmark) beendet. Physisch mussten die am 15. November 1923 gültigen Papiermarkscheine aber noch bis Anfang 1925 als wertstabiles Notgeld (Kurs: 1 Billion Mark = 1 Rentenmark) dienen, denn die neue Rentenmark konnte nur langsam in Umlauf gesetzt werden. Resultat war eine schwere Wirtschaftskrise und der Staatsbankrott!

    … und die ,Große Depression‘ in den USA:

    Als Great Depression, oder Große Depression, bezeichnet man die schwere Wirtschaftskrise in den USA, die am 24. Oktober 1929 mit dem „Schwarzen Donnerstag“ begann und die 1930er Jahre dominierte. Sie war Teil bzw. Ursprung der Weltwirtschaftskrise, im Englischen wird der Begriff auch synonym dafür verwendet. Als Auslöser der Großen Depression wird – zumindest symbolisch – gemeinhin der Börsencrash der US-amerikanischen Börse im Oktober 1929 angesehen (Schwarzer Donnerstag). Ursächlich waren ungezügelte Spekulationen, die zu einer Spekulationsblase führten. Dazu kamen Betrügereien wie Bilanzfälschungen und Schneeballsysteme. Viele Banken hatten zu unvorsichtig Kredite vergeben und fielen in Insolvenz. Zusätzlich wurde das Bankensystem von Bank Runs destabilisiert. Durch den Zusammenbruch des Bankensystems wurde es für Unternehmen und Konsumenten immer schwieriger, Kredite zu bekommen. Daraus entwickelte sich eine wirtschaftliche Abwärtsspirale, die in die wirtschaftliche Depression führte. Die Auswirkungen auf den Dow Jones waren dramatisch. Der Index fiel von seinem Höchstwert im September 1929 von 381.17 auf 41.22 Punkte am 8. Juli 1932! Das sind knapp 90% Wertverlust!‘ stellt Stefan Kühn die beiden epochalen wirtschaftlichen Schockerlebnisse des 20. Jahrhunderts in die Perspektive.

    Prägende Erlebnisse für Konsumenten, Investoren – aber auch Notenbanken!

    Wir sind deshalb der Ansicht, dass diese prägenden Erlebnisse auch das Verhalten der nationalen Notenbanken bestimmen! Die Deutsche Bundesbank war aus diesem Grund immer sehr stark fokussiert auf die Inflationsbekämpfung, während die US-Notenbank FED hingegen auf Wirtschaftswachstum und tiefe Arbeitslosigkeit fokussiert und dafür auch höhere Inflation in Kauf nimmt! Mit der Übergabe der Macht von der Bundesbank an die EZB scheint die EZB sich immer mehr der Philosophie des FED anzunähern!“ so Stefan Kühn.

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    Stefan Kühn ist Ökonom; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. Er vertritt die These, dass es sich bei makroökonomischen keynesianischen und neu-keynesianischen Modellen meistens um vollständig interdependente ökonomische Systeme handelt, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmenwie z.B bei der Autark Entertainment Beteiligugs AG, Musical & More AG u.a.

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