• IfKom Experten-Talk: Deutschland muss in der Infrastruktur aufholen!

    Der flächendeckende Breitbandausbau mit einer hohen Bitrate hat eine hohe Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.

    BildDeutschland muss dringend seine Breitband-Infrastruktur ausbauen, um die Geschäftsgrundlage der Wirtschaft zu verbessern und international aufzuholen. In dieser Einschätzung waren sich die Experten auf dem Podium einig. Der Verband der Ingenieure für Kommunikation e. V. (IfKom) konnte kürzlich auf seinem Neujahrsempfang gemeinsam mit DFK – Verband der Fach- und Führungskräfte in Hagen mit Vertretern aus Wirtschaft, Bildung und Politik über die Abhängigkeiten des wirtschaftlichen Erfolges von einer leistungsfähigen Infrastruktur, aber auch über die Einflüsse der Digitalisierung auf die Bildung und die Arbeitswelt sprechen.

    Die IfKom unterstützen das Ziel, bis zum Jahr 2025 flächendeckend gigabitfähige Anschlüsse auszurollen. In der Rückschau zeigt sich jedoch, wie schwer solche Ziele zu erreichen sind. Die letzten im Jahr 2019 vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur veröffentlichten Zahlen weisen für die Anschlussgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde einen Deckungsgrad von 87,8 Prozent der Haushalte aus. Das Ziel der Bundesregierung lag bei 100 Prozent der Haushalte bis Ende 2018.

    Reinhard Genderka, Mitglied des IfKom-Bundesvorstands und Leiter der Arbeitsgruppe „Regulierung und Netze“ sieht die Weichen für einen verstärkten Ausbau von politischer Seite richtiggestellt. „Wir begrüßen die Vereinfachung des Bundesförderprogramms und die zunehmende Akzeptanz, auch alternative Verlegemethoden zuzulassen. Was das so genannte Trenching angeht, müssen vielleicht auch noch mehr Kommunen überzeugt werden, diese Methode zu akzeptieren. Handlungsbedarf besteht jedoch noch bei der Abwicklung von Genehmigungsverfahren. Auch im Zusammenhang mit dem Mobilfunkausbau 5G und der zunehmenden Zahl von Sendestationen, wir sprechen etwa vom Faktor 10, müssen die Verwaltungsprozesse einfacher werden, denn die meisten Kommunen können diesen Aufwand gar nicht zeitgerecht bearbeiten.“

    Neben den rund 41,4 Millionen Privathaushalten sind in Deutschland ca. 3,84 Millionen Unternehmen angesiedelt. Daher ist es aus IfKom-Sicht richtig, sich bei der Ausbauförderung unter anderem mit Priorität den Gewerbegebieten zu widmen. Insgesamt verfolgen alle Netzbetreiber das Ziel, mehr Glasfaserleitungen in die Fläche zu bringen. Reinhard Gernderka wies auch auf die Vermarktungsrate der Glasfaser- bzw. Gigabitanschlüsse hin. Von den reinen Glasfaseranschlüssen seien rund ein Drittel vermarktet, von den Gigabitanschlüssen insgesamt, also Glasfaser und Kabelnetze (HFC), seien rund ein Viertel der Anschlüsse vermarktet. Dies stelle eine große wirtschaftliche Herausforderung für die Netzbetreiber dar.

    Robert Stein, Sprecher der AG Digitales der CDU-Mittelstandsvereinigung Nordrhein-Westfalen und ehemaliger Landtagsabgeordneter, sieht die mittelständischen Unternehmen trotz der Defizite in der Infrastruktur immer besser für die Herausforderungen der Digitalisierung aufgestellt. „Die Rückmeldungen aus der Wirtschaft zeigen mir, dass die Unternehmen zunehmend aufgeschlossener an Digitalisierungsprojekten arbeiten. Natürlich ist die fehlende Breitband-Infrastruktur leider immer noch ein grundsätzliches Problem. Dennoch ist es wichtig, die Digitalisierung in allen Bereichen der Wertschöpfungskette ernst zu nehmen. Ich freue mich auch, dass sich meine Partei auch in diesem Punkt als innovativ zeigt, was an der auf dem CDU-Parteitag im November 2019 verabschiedeten „Digitalcharta Innovationsplattform D“ abzulesen ist. Wir müssen die Digitalisierung so gestalten, dass sie zum Gemeinwohl aller beiträgt. Digitale Infrastruktur ist als Daseinsvorsorge zu begreifen. Schnelles Internet ist heute genauso wichtig wie der Strom- und Wasseranschluss.“

    Michael Krekels, Rechtsanwalt und Vorstandsvorsitzender des DFK – Verband für Fach- und Führungskräfte, wies darauf hin, dass sich im Zuge der Digitalisierung auch die Art und Weise, wie Führungskräfte arbeiten und wie sie mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommunizieren, grundlegend ändert. „Wo wir nicht mehr Tür an Tür in einem Bürohaus zusammensitzen, sondern über größere Entfernungen führen, benötigen wir eine leistungsfähige Infrastruktur. Wenn Video- und Web-Konferenzen das Präsenzmeeting ersetzen, muss die Technik ausreichend leistungsfähig sein. Zudem verlangen die Anforderungen des Digital Leaderships von Fach- und Führungskräften ein neues Rollenverständnis. Der heutige Führungsstil ist stärker von Agilität, Transparenz und Schnelligkeit geprägt und unterscheidet sich dadurch von der bisherigen hierarchischen Führung.“

    Eine besondere Herausforderung für die Verlegung von Breitbandkabeln stellen fehlende Tiefbaukapazitäten dar. Die Investitionen in Telekommunikations-Sachanlagen betrugen im Jahr 2019 etwa 9,4 Milliarden Euro und lagen damit laut einer Studie von DIALOG CONSULT im Auftrag des VATM so hoch wie seit 18 Jahren nicht mehr. Ein großer Teil davon betrifft den Netzausbau und erfordert Fachpersonal.

    Es fehlen jedoch nicht nur im Baubereich die notwendigen Kapazitäten, auch in allen anderen Bereichen der so genannten MINT-Berufe ist eine Arbeitskräftelücke zu verzeichnen. Obwohl in der Tendenz leicht abnehmend, verzeichnet der MINT-Herbstreport 2019 des IW Köln immer noch eine Arbeitskräftelücke von 263.000 in der Summe der MINT-Berufe.

    Prof. Dr. Ralph Dreher, Leiter des Lehrstuhls für Technikdidaktik an der Universität Siegen und Wissenschaftlicher Leiter des FinAF – Forschungsinstitut für nachhaltige Ausbildung von Führungskräften, stellt ein abnehmendes Interesse junger Menschen fest, einen Ingenieurstudiengang zu belegen. „Wir müssen junge Menschen stärker für MINT-Ausbildungs- und Studiengänge begeistern. Das beginnt im Elternhaus und setzt sich in der Schule fort. In vielen Bereichen fehlen uns aber auch geeignete Lehrkräfte. Wir verzeichnen einen Sog aus der Wirtschaft, Fachkräfte abzuwerben, die dann im öffentlichen Dienst fehlen. Sicherlich müssen wir hier auch über eine Änderung in den Gehaltsstrukturen des öffentlichen Dienstes nachdenken.“

    Angesprochen auf den Stromverbrauch, den das Internet oder die Mobilfunkdienste auslösen, verwies Prof. Dr. Dreher auf den ökologischen Rucksack, den jeder von uns mitbringt. „Wir müssen uns stärker im Klaren sein, wofür wir die Ressourcen verwenden wollen. Es ist auch eine Aufgabe des Forschungsinstituts für nachhaltige Ausbildung von Führungskräften, diese auf ihre ökologische Verantwortung ihres Handelns aufmerksam zu machen. Managemententscheidungen dürfen nicht nur wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen, sondern müssen auch die Frage der Nachhaltigkeit als Auswirkung strategischer Entscheidungen beachten.“

    Investitionen in die Infrastruktur und in die Bildung, so das Fazit der Experten, sind auf jeden Fall verstärkt erforderlich, damit Deutschland den internationalen Anschluss nicht verliert.

    In ihren Grußworten wiesen der Vorsitzende der IfKom-Region Nordwest, Manfred Wöllke und der Bundesvorsitzende der IfKom, Heinz Leymann, auf die Bedeutung des flächendeckenden Breitbandausbaus mit einer hohen Bitrate für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland hin.

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    Die Ingenieure für Kommunikation e. V. (IfKom) sind der Berufsverband von technischen Fach- und Führungskräften in der Kommunikationswirtschaft. Der Verband vertritt die Interessen seiner Mitglieder – Ingenieure und Ingenieurstudenten sowie fördernde Mitglieder – gegenüber Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit. Der Verband ist offen für Studenten und Absolventen von Studiengängen an Hochschulen aus den Bereichen Telekommunikation und Informationstechnik sowie für fördernde Mitglieder. Der Netzwerkgedanke ist ein tragendes Element der Verbandsarbeit. Gerade ITK-Ingenieure tragen eine hohe Verantwortung für die Gesellschaft, denn sie bestimmen die Branche, die die größten Veränderungsprozesse nach sich zieht. Die IfKom sind Mitglied im Dachverband ZBI – Zentralverband der Ingenieurvereine e. V. Mit über 50.000 Mitgliedern zählt der ZBI zu den größten Ingenieurverbänden in Deutschland.

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